Warum Deutschkenntnisse kein Garant für gute Pflege sind.
Eins der meistgenannten Kriterien, welches uns von den Angehörigen genannt wird, ist der nachvollziehbare Wunsch nach einer guten bis sehr guten Kommunikation. Die Verständigung und der soziale Austausch sind unbestreitbar wünschenswert, aber keine Voraussetzung, um eine gute Pflege und Betreuung zu leisten. Wir sagen Ihnen auch warum.
Wir erleben es sehr häufig, dass die Erwartungen der Sprachkenntnisse von Angehörigen sehr hoch sind. Wir versuchen dann die Situation zu relativieren und benennen eine grundsätzliche Sprachnote im Bereich von 3-4. Aber auch das kann in Einzelfällen mal besser oder schlechter ausfallen.
Was uns wichtig ist, ist der Blick auf den wirklichen Umfang der Pflege und Betreuung, die benötigt wird. Denn es bringt Ihnen, offen gesagt, nichts, wenn Sie auf Deutschkenntnissen bestehen und dadurch der Erfahrungsschatz der Pflegekraft nicht passgenau für die Pflegesituation ist.
Aktuell haben wir eine ähnliche Situation mit einer Pflegekraft, die großartiges Deutsch sprechen kann und auch medizinisch gut ausgebildet ist. Die gewünschten Rahmenbedingungen hätten nicht besser sein können. Es schien für die Angehörigen eine Situation zu sein, wie aus dem Katalog bestellt.
Ein Faktor blieb jedoch dabei von den Angehörigen völlig unberücksichtigt: Die sogenannte „Chemie“, also das Zwischenmenschliche, die tägliche Interaktion von Pflegekraft und Pflegeempfängerin ist viel bedeutender.
Der Faktor Mensch ist und bleibt ein Punkt, der das allergrößte Risiko trägt, wenn zwei Menschen zusammenkommen. Zwischen den Kriterien der Deutschkenntnisse, der Erfahrung in der Pflege und der sympathischen Wirkung sind uns die letzteren beiden die wichtigeren.
Auf der anderen Seite können wir Ihnen von einer Vielzahl von Familien erzählen, die genau die gleichen Anforderungen gestellt haben, aber die Deutschkenntnisse kaum bis gar nicht vorhanden waren. Es sind tatsächlich auch die Familien, die uns anschließend anrufen und uns dafür loben, wie toll die Pflegekraft ist und die Stimmung zwischen Pflege-EmpfängerIn und Pflegekraft ist.
Ein klassischer Fall von: Für jeden Topf gibt es einen passenden Deckel.
Sie sehen also, Deutschkenntnisse sind kein Garant für gute Pflege. Eine gute Pflege erhalten Sie, wenn die nonverbale Kommunikation zwischen Pflegekraft und Pflege-EmpfängerIn funktioniert. Kurz: Wenn sie miteinander können.